Sonntag, 15. März 2009

Das Aschenputtel-Prinzip

Gerade für Trachtensocken-Neulinge, die sich an komplizierten Mustern versuchen, bietet sich das Aschenputtel-Prinzip an.
Man beginnt das Muster nach der Anleitung zu stricken, ganz ohne Maschenprobe (bäh, langweilig...) bis etwa zur Hälfte der Wade. Dann nimmt man die Socke und versucht, irgendwo im Reich einen Prinzen oder eine Prinzessin zu finden, dem/der die Socke passt (und auch gefällt) und strickt sie dann fertig, an die Fussgrösse des Empfängers angepasst.
Das erspart viel Ärger und beim nächsten Mal lässt sich die erforderliche Maschenzahl schon viel besser abschätzen!

Der Anfang...ist manchmal gar nicht schwer!



Die erste aus meiner Sicht brauchbare Anleitung bekam ich geschenkt! Meine Tante wollte ihre alten Strickbücher verschenken und dachte dabei an mich! Das Buch "Die schönsten Handarbeiten: Vom Anfängerglück zum Meisterstück, schicke Sachen zum Selbermachen" vom Naturalis-Verlag strahlt den geballten Charme der 80er Jahre aus...doch auf den Seiten 206-208 finden sich drei Anleitungen für Trachtenstrümpfe für Herren, jeweils mit Umschlag.
Die Beschaffung von 2,5er Stricknadeln und 4-fädiger grauer Sockenwolle war kein Problem, wohl aber das richtige Grün. Petrol-, Schilf- und Moosgün, militärisches Tarngrün, Granny-Smith Apfelgrün und Kermit-der-Frosch-Grün. In einem Wollgeschäft hatte die Inhaberin Erbarmen und bestellte extra für mich tannengrüne Regia-Sockenwolle, von der ich jetzt noch zehre...
So konnte ich nach dieser leicht verständlichen Anleitung Sockenpaar Nummer 1 stricken, das Muster eine Mischung aus Zugmaschen und Lochmustern, mit einem grün bestickten Streifen in der hinteren Mitte.

Warum Trachtensocken? Und warum einen blog schreiben, statt zu stricken?

Als ich vor zwei Jahren auf der Durchreise am Tegernsee einer Kapelle bei der Aufstellung zusah, haben mich die Trachtenstrümpfe der Herren sehr fasziniert. Obwohl auf den ersten Blick ähnlich, waren doch alle verschieden, mit schönen, kunstvollen Mustern aus dünner Wolle, offensichtlich handgestrickt. Allerdings kann man so einen Musik-Pavillon nicht endlos umrunden und den Herren dauernd auf die Waden starren, um sich die Muster einzuprägen, also habe ich mich auf dem internet auf die Suche nach Vorlagen begeben...und wurde bitter enttäuscht!
Zwar bin ich offensichtlich nicht die einzige, die sucht, doch waren die Ratschläge zwar gut gemeint, aber für mich wenig hilfreich. Man solle doch aus rustikaler, melierter beiger Wolle Socken mit Zopfmuster stricken und vielleicht sogar mit rustikalen (Kunst-)Lederteilen und Blechknöpfen in Edelweissform verzieren.
Nicht weniger verschreckt hat mich eine andere Dame, die erwähnte, sie müsse dieses Wochenende noch die Stutzen im Vereinsmuster fertigstricken...
Wenn man also kein Freund der "Tracht" im Stil der Schnulzen-Scheune ist und zudem findet, dass es im Leben schon genug Vorschriften gibt und man deshalb beim Stricken auf Selbstbestimmung grossen Wert legt, woher nimmt man dann die Muster für die Trachtensocken?
Es hat über zwei Jahre gedauert, die entsprechenden Bücher zusammenzutragen und vier Paar Trachtensocken zu stricken...also dachte ich mir, ein blog zum Thema könnte Anderen helfen, dies schneller zu schaffen - und sicher könne mir die geneigten Leser auch viele Dinge verraten, die ich noch nicht weiss!