Sonntag, 6. Dezember 2009

Das Stricken als volkswirtschaftliches Paradox

Es bleibt nur zu hoffen, dass Dr.rer.pol. A. diesen Eintrag niemals lesen wird…

Der Preis eines Gutes bestimmt sich bekanntlich auf dem Markt, dort, wo möglichst viele Anbieter und Nachfrager zusammenkommen.
Um ein Gut zu erzeugen, müssen Produktionsfaktoren eingesetzt werden, also Arbeit, Boden und Kapital. Durch geschickte Kombination dieser Faktoren esteht ein Gut, das auf dem Markt einen höheren Preis erzielen sollte als die Summe, die zur Entlohnung der Produktionsfaktoren notwendig ist.
Stricktechnisch würde dies bedeuten, dass das Gut, zum Beispiel die Socke oder der Pullover, auf dem Markt (z.B. beim Internet-Auktionshaus) einen höheren Preis erzielen müsste als die entsprechende Menge Wolle – was allerdings nach meiner Beobachtung nur selten der Fall ist.
Daraus schliesse ich, dass bei der Kombination der Produktionsfaktoren Wolle und Arbeit kein Wert entsteht, sondern im Gegenteil sogar Werte vernichtet werden.
Deshalb sollte der Volkswirt die Finger von den Stricknadeln lassen!

PS: nein, ich habe noch nie eines meiner Werke beim Auktionshaus angeboten und ja, der beobachtete Wertverlust bezieht sich auf Gestricktes im Allgemeinen...klassische Trachten-Stutzen sind von diesem Phänomen ausgenommen, da kommt der Wollpreis meist locker herein, auch wenn das Stricken ehr ein Ein-Euro-Job ist. Noch ein Grund mehr, wenn überhaupt, dann nur Trachtensocken zu stricken!

Garantiert keine Tracht und eigentlich auch keine Socken

Nach langer Abwesenheit...



Ist Oblomova endlich zurückgekehrt....




Das Leben....


Wird wieder interessant...



Samstag, 3. Oktober 2009




Liebe Leserin, liebe Bine!


Ich war ganz schön erschrocken, dass jemand meinen Blog gefunden hat und sich auch noch als Leser registriert hat - hätte ich nie gedacht!


Habe mich sehr gefreut und bin jetzt natürlich motiviert, den blog weiter zu schreiben (statt im Sessel zu sitzen und Socken zu stricken), zumal das Ziel jetzt nicht nur ist, mit der modernen Technik mitzuhalten, sondern auch, die einzige Leserin nicht zu enttäuschen...


Inzwischen habe ich beim Stricken gewisse Fortschritte gemacht. Zumindest behaupte ich das.


Dabei geholfen haben mir die drei Hefte mir dem Titel "Überlieferte Strickmuster aus dem Steirischen Ennstal", die mir meine Buchhandlung freundlicherweise für 6,95 je Band bestellt hat. Eine sehr gute Investition. Es handelt sich um Zugmaschen-Muster, ähnlich wie in der dreibändigen Bibel vom Bäuerlichen Stricken...allerdings meiner Meinung nach viel benutzer-freundlicher für Anfängerinnen - vom Preis ganz zu schweigen. Die drei Bände bauen nicht direkt aufeinander auf und in jedem Band ist ein Modelfleck mit den enthaltenen Mustern abgebildet. Dadurch, dass die Muster nebeneinander gestrickt fotografiert sind, fällt es sehr leicht, die Wirkung verschiedener Musterkombinationen abzuschätzen (grober-feiner, plastischer, weniger plastisch). Ausserdem gibt es auch einige konkrete Anleitungen:


Teil 1: Männerstutzen mit Wadenkeil, Damenjacke 42, Mädchenjacke, Herrenjacke 52, Kinderjacke 3-4 Jahre.


Teil 2: 3 mal Männerstutzen mit Wadenkeil, Männerjacke 50/52, ärmellose Damenjacke 42, Kinderjacke 3-4 Jahre.


Teil 3: Männerstutzen mit Wadenkeil, Bubenstutzen (5-6 Jahre), Damenstrumpf, Männerjacke 50/52, Frauenjacke 42, Bubenjackerl (4-5 Jahre).


Natürlich kann man kreativ sein und Muster, die einem weniger gefallen, durch andere mit ähnlicher Breite ersetzen oder einen anderen Wadenkeil wählen, doch sind diese Anleitungen für den ersten Versuch sehr nützlich.


Allerdings sind alle Socken-Anleitungen ohne Umschläge, sondern mit Mäusezähnchen-Rand, der mir persönlich an Herren-Stutzen seltsam vorkommt und außerdem unpraktisch, zumal dazu geraten wird, einen Gummi einzuziehen. In dem Fall würde ich für den Umbruch nicht eine Lochreihe, sondern eine Linksreihe stricken - dann schaut der Gummi nicht durch.


Wie dem auch sei, ich liebe Umschläge, je prächtiger, desto besser. Und Strumpfband-ähnliche Gummiringe kann man notfalls auch unter den Umschlägen verstecken, sollten die Wadeln zu mickrig sein, den Strumpf oben zu halten. Deshalb stricke ich Umschläge auch zu österreichischen Zugmaschen-Mustern mit Wadenkeil ("Zweifache Kette" aus Band 2 mit einem anderen Strumpf-Muster aus dem selben Band), und das sieht dann so aus wie auf den Bildern.
Natürlich habe ich mich auch beim Strumpf nicht genau an die Anleitung gehalten. Das Muster hört ja meist, je nach Anleitung, irgendwo unter dem Fussknöchel auf, was auch sehr vernünftig ist, da das Muster-Stricken mehr Arbeit macht und auch im Schuh mehr reiben kann als glatt rechts gestrickte Maschen. Hört das Muster zu früh auf, sieht man, je nach Schuh, den ungemusterten Teil, was mir nicht gefällt. Also lasse ich das Muster erst auf der Mitte des Spanns auslaufen, und zwar nicht auf einmal, was wie abgehackt aussieht, sondern spitz zulaufend. Das ist sozusagen meine persönliche Note.


Sonntag, 15. März 2009

Das Aschenputtel-Prinzip

Gerade für Trachtensocken-Neulinge, die sich an komplizierten Mustern versuchen, bietet sich das Aschenputtel-Prinzip an.
Man beginnt das Muster nach der Anleitung zu stricken, ganz ohne Maschenprobe (bäh, langweilig...) bis etwa zur Hälfte der Wade. Dann nimmt man die Socke und versucht, irgendwo im Reich einen Prinzen oder eine Prinzessin zu finden, dem/der die Socke passt (und auch gefällt) und strickt sie dann fertig, an die Fussgrösse des Empfängers angepasst.
Das erspart viel Ärger und beim nächsten Mal lässt sich die erforderliche Maschenzahl schon viel besser abschätzen!

Der Anfang...ist manchmal gar nicht schwer!



Die erste aus meiner Sicht brauchbare Anleitung bekam ich geschenkt! Meine Tante wollte ihre alten Strickbücher verschenken und dachte dabei an mich! Das Buch "Die schönsten Handarbeiten: Vom Anfängerglück zum Meisterstück, schicke Sachen zum Selbermachen" vom Naturalis-Verlag strahlt den geballten Charme der 80er Jahre aus...doch auf den Seiten 206-208 finden sich drei Anleitungen für Trachtenstrümpfe für Herren, jeweils mit Umschlag.
Die Beschaffung von 2,5er Stricknadeln und 4-fädiger grauer Sockenwolle war kein Problem, wohl aber das richtige Grün. Petrol-, Schilf- und Moosgün, militärisches Tarngrün, Granny-Smith Apfelgrün und Kermit-der-Frosch-Grün. In einem Wollgeschäft hatte die Inhaberin Erbarmen und bestellte extra für mich tannengrüne Regia-Sockenwolle, von der ich jetzt noch zehre...
So konnte ich nach dieser leicht verständlichen Anleitung Sockenpaar Nummer 1 stricken, das Muster eine Mischung aus Zugmaschen und Lochmustern, mit einem grün bestickten Streifen in der hinteren Mitte.

Warum Trachtensocken? Und warum einen blog schreiben, statt zu stricken?

Als ich vor zwei Jahren auf der Durchreise am Tegernsee einer Kapelle bei der Aufstellung zusah, haben mich die Trachtenstrümpfe der Herren sehr fasziniert. Obwohl auf den ersten Blick ähnlich, waren doch alle verschieden, mit schönen, kunstvollen Mustern aus dünner Wolle, offensichtlich handgestrickt. Allerdings kann man so einen Musik-Pavillon nicht endlos umrunden und den Herren dauernd auf die Waden starren, um sich die Muster einzuprägen, also habe ich mich auf dem internet auf die Suche nach Vorlagen begeben...und wurde bitter enttäuscht!
Zwar bin ich offensichtlich nicht die einzige, die sucht, doch waren die Ratschläge zwar gut gemeint, aber für mich wenig hilfreich. Man solle doch aus rustikaler, melierter beiger Wolle Socken mit Zopfmuster stricken und vielleicht sogar mit rustikalen (Kunst-)Lederteilen und Blechknöpfen in Edelweissform verzieren.
Nicht weniger verschreckt hat mich eine andere Dame, die erwähnte, sie müsse dieses Wochenende noch die Stutzen im Vereinsmuster fertigstricken...
Wenn man also kein Freund der "Tracht" im Stil der Schnulzen-Scheune ist und zudem findet, dass es im Leben schon genug Vorschriften gibt und man deshalb beim Stricken auf Selbstbestimmung grossen Wert legt, woher nimmt man dann die Muster für die Trachtensocken?
Es hat über zwei Jahre gedauert, die entsprechenden Bücher zusammenzutragen und vier Paar Trachtensocken zu stricken...also dachte ich mir, ein blog zum Thema könnte Anderen helfen, dies schneller zu schaffen - und sicher könne mir die geneigten Leser auch viele Dinge verraten, die ich noch nicht weiss!