Sonntag, 24. Juni 2012

Der geschenkte Gaul ist immer willkommen!


Nachdem die Loferl gestrickt und verschenkt waren, hätte ich mich eigentlich wieder dem Pullover zuwenden sollen...auch das Wetter kann ich derzeit nicht als Ausrede heranziehen, es ist grau und regnerisch, also ideal zum Pullover-Stricken.
Da kam mir der Zufall zu Hilfe, Oblomova hat mir aus Lettland einen Strang Wolle mitgebracht, mit dem exotischen Namen Limbazu Tine Sia, in quietschpink. Herzlichen Dank! So ein Geschenk will natürlich sofort verstrickt werden und der Pullover muss leider warten...wie schade.
100 Gramm recht locker gedrehte, zweifädige Wolle, 350 Meter laut Banderole, was soll daraus werden?
Keine Loferl jedenfalls, etwas schalartiges vielleicht. Damit der Schal nicht zu klein ausfällt, habe ich noch Kontrast-Wolle besorgt, da der Woll-Laden wie erwartet keine Wolle ähnlicher Struktur hatte, habe ich auf Kidsilk zurückgegriffen, die es dort immer in vielen Farben gibt. Nach einigem Hin- und Her habe ich mich für Lila und Orange entschieden, obwohl eine ältere Dame, die auch gerade nach Wolle gesucht hat, mir von dem Orange aufs energischste abgeraten hat.
Was das Muster angeht, dachte ich an Betty Mouat von Kate Davies, nur andersrum...kurz und gut, es soll so ähnlich aussehen, wird aber andersherum gestrickt, denn es soll kein Cowl werden, sondern ein Möbius und da sollen sich die Muscheln nach unten wellen, nicht nach oben, das geht aber auch auch nur bei einer ungeraden Zahl von Rapporten, also müssen es beim Anschlag x-einhalb Rapport-Maschenzahlen sein, damit der Möbius dann eine ungerade Rapport-Zahl hat. Das muss jetzt niemand verstehen, Hauptsache ich habe wieder ein "mindless knitting" Strickzeug und falls ich mit dem Ergebnis zufrieden bin, werde ich sowieso noch haarklein erklären, wie es geht...
Nachdem ich die ersten drei Rapporte auftrennen musste, weil ich bei meinen klugen Berechnungen übersehen hatte, dass die Breite der Rapporte wegen der Wellen geringer ausfällt, gehe ich jetzt nochmal über Start, ohne 200 Euro einzuziehen...
Hier schon mal ein Bild der Wolle...


Dienstag, 29. Mai 2012

Griseldis strickt weiter....


Gut, über den Pullover (mit Original-Garn, nach Anleitung) möchte ich kein Wort verlieren....kurz vor dem Armloch ist mir augefallen, dass der Pullover wohl einem Elefanten passen würde.

Wie gut, dass ich besagten Pullover total vernachlässigt habe, nachdem es mir gelungen war, mir als einzelgängerische, grantige Fränkin ein in Eigenverlag heausgegebenes Buch, den Chiemgauer Loiferlstickband gewissermassen zu erschleichen. Wie, das verrate ich natürlich nicht. Schliesslich will ich meine Kontakte nicht in Gefahr bringen. Nach allem, was ich im Internet über Trachtenverbände in Erfahrung bringen konnte, kennen die recht wenig Spass, wenn es um ihr G'wand geht.

Keine Sorge, ich will besagte Loiferl weder verunglimpfen noch abwandeln noch in den Schmutz ziehen, nachdem meine Mustersammlung reich ist an "mainstream" Trachten-Anleitungen, wollte ich einfach einmal die echte, "hardcore"-Version nachstricken, aus Neugier und wegen der Technik. Für alle, die jetz "häh???" sagen, das ist so wie der Unterschied zwischen Musikantenstadl und Volksmusik. Kitsch in beige-meliert mit sinnlosen Metall- und Kunstlederteilen versus überlieferte Muster, an denen man die Herkunft der Träger sehen kann. Positiv formuliert. Gestaltungsfreiheit und Modernität versus Uniformierung. Negativ formuliert. Da aber meiner Meinung nach das Schlimmste am Alter nicht etwa die Falten, Cellulite und Speckringe sind, sondern der Verlust der Gewissheit. Ist es nicht beruhigend, wie Teenager genau wissen, was gut ist oder schlecht, schön oder hässlich - pardon, out, peinlich, daneben, uncool, unmöglich...ab einem gewissen Alter gibt es kaum mehr schwarz und weiss, fast nur noch grau, die Welt verliert an Farben und Kontrasten. Man ist nicht mehr blind gegenüber der Schwächen und Nachteilen der Menschen und Dinge die man liebt, muss auch den Dingen, die man eigentlich ablehnt, durchaus positive Seiten abgewinnen (natürlich ist die industrielle Massentierhaltung schlecht, grausam und ungesund, aber ist nicht sie es, die es fast jeder Familie in der westlichen Welt ermöglicht, nicht nur am Sonntag ein Huhn im Topf zu haben?)...aber ich schweife ab.

Es war eine bereichernde Erfahrung, Loiferl nach der Original-Anleitung eines Trachtenvereins stricken zu dürfen. Und auch noch jemanden zu finden, der sie zu tragen versprach...

Wie immer war das Stricken für mich viel einfacher als die Stickerei, aber ich gebe bekanntlich nicht so leicht auf.

Behilflich waren der Stopfpilz (ohne Fuss) meiner Grossmutter, der wohl einmal grün gewesen war und den ich auch nicht für viel Geld hergeben würde (und für den wohl auch kaum jemand ein Gebot abgeben wollen würde), sowie ein Fund vom Nürnberger Trempala-Markt in diesem wonnigen Mai, eine sehr geschmackvolle Porzellanfigur vom röhrenden und röchelnden Hirsch, erstanden unter grossem Gelächter für nur 2 Euro, wegen abgebrochener Geweih-Spitzen...wahrscheinlich lachte der Verkäufer noch lauter als ich, dass jemand zwei gute Euro, also ein Seidla Bier in einenm Bierkellter auf dem Land, für so eine kitschige, lädierte Porzellan-Figur zu zahlen bereit ist, aber ich wollte mir eh das Saufen abgewöhnen und muss jedesmal lachen, wenn ich die beiden Hirsche sehe. Gut, es war die heraushängende, rosa Zunge des röchelndes Hisches, die mich zum Kauf bewog, zumal ich mich an diesem Tag wegen eines heranziehenden Männer-Schnupfens (= lebensbedrohliche Atemwegserkrankung) selber genau so fühlte.

Hier also die geballte Ladung, echte Loiferl nach dem Muster des Chiemgau Alpen Verbands für Tracht und Sitte, der abewetzte Stopfpilz ( alter Familienbesitz)  und der röhrende und der röchelnde Hirsch (Flohmarktfund und Geldverschwendung):


Die Übergabe erfolgte im Wiesn-Biergarten in Nürnberg unter den amüsierten Blicken der anderen Biertrinker:


Und jetzt brauche ich dringend eine neue Ausrede, mich vor dem Pullover-Stricken zu drücken....

 Nachtrag: Ich habe mich möglichst genau an das Muster gehalten, die "Aktivengrösse" mit 88 Maschen für den Umschlag passt schmalen bis mittleren Wadeln ganz problemlos (mit meinen geliebten 2,25er Nadeln gestrickt, Lana Grossa meilenweit weiss mit Schachenmayr tannengrün als Kontrast, Verbrauch etwa 70 gr/35 gr, also 2+1 Knäul). Sicherheitshalber habe ich abweichend von der Anleitung am Beginn des Bündchens eine Lochreihe eingestrickt, um gegebenenfalls einen Gummi einziehen zu können.

 

Montag, 7. Mai 2012

Danke, Evelyn


Liebe Evelyn,

zuerst einmal herzlichsten Dank für den blog-award....das Kopieren der Ikone gestaltete sich schwierig, aber das ist nur, weil ich mich grundsätzlich blöd anstelle.....




Weitergeben kann ich den award im Moment schlecht, weil ich mir vor allem auf englischsprachigen blogs tummle... Bei Kat got the cream freue ich mich über Kats Flohmarktfunde und bei textisles bewundere ich die Strickmuster, die intelligenten Texte und die Fotos, besonders in Anbetracht der widrigen Umstände.
Wenn Evelyn und ihre Kommentare nicht wären, hätte ich das bloggen bestimmt schon aufgegeben, denn ich bin schlecht drauf. Verdammt schlecht drauf. Und zwar ohne Grund! Ich bin soweit gesund, habe genug Geld zum Leben und bin im Privatleben von netten Menschen umgeben. Trotzdem gibt es einige Dinge, die mich zutiefst verstören...endlich hatte ich es geschafft, Konzertkarten für Lucio Dalla zu ergattern und...ja, er ist so etwa eine Woche vor dem Konzert verstorben. Nein, soweit ich weiss nicht an Drogen, das wäre für einen Musiker wohl angemessen. Wie ist das möglich, dass die wenigen lebendigen Sänger, die man mag, kurz vor dem Konzert, für das man auch  noch Karten hat, einfach wegsterben? Wieder mal die Konfrontation mit der Vergänglichkeit, so wie nach einem Stadtbummel, jede Menge netter, bunter Kleidchen, ganz billig, wunderhübsch, aber viel zu kurz! Und natürlich läuft Lucio Dalla jetzt in Endlos-Schleife, aber es jagt mir kalte Schauer über den Rücken, einen inzwischen verstorbenen von Liebe und Tod singen zu hören.
Dass das mit der Nachahmung von Evelyn's Dirndl-Tuning nicht nach Plan ging, das hatte ich bereits befürchtet. Schliesslich bin ich realistisch. Ich bleibe dran, hebe mir dieses potentiell frustrierende Projekt aber für besser gelaunte Zeiten auf, im Moment brauche ich Erfolgserlebnisse....
Also stricke ich ganz fleissig und banal den Cameo-Schal von Rowan, das beschäftigt, lenkt ab und ist nicht so schwierig, dass die Gefahr des Scheiterns bestünde.
Wenn ich wieder aus meinem schwarzen Loch herausgekrabbelt bin, melde ich mich wieder!

Sonntag, 22. April 2012

Das Geheimnis - Folge 4


In der vierten Folge unserer beliebten Telenovela "Das Geheimnis" geht es diesmal um das Geheimnis des guten fränkischen Bieres.

Stricktechnisch ist es jetzt ja langweilig, es geht einfach geradeaus bis zur Ferse, das ist auch nach einem Seidla Bier noch leicht zu bewältigen...

Seht gut ist das Bier auf dem Keller der Brauerei Roppelt...




...süffig bei Lieberth in Hallerndorf ...



 ...Beim Lindenbräu in Gräfenberg gab es sogar Bockbier.


Aber das hat mich nicht weiter beim Stricken der Fersenwand gestört...
Für die verstärkte Fersenwand braucht man mindestens die Hälfte der Maschenzahl oder hier in meinem Fall eine Masche mehr, denn die Maschenzahl sollte ungerade sein...
Ich stricke Randmaschen, dann auf jeder Seite zwei Maschen kraus rechts (also rechts in Hin- und Rückreihen), in den Hinreihen wird ansonsten immer abwechselnd eine Masche rechts gestrickt, eine abgehoben (dabei einstechen wie zum Linksstricken ) - aha, daher die Notwendigkeit der ungeraden Maschenzahl, damit die Reihe mit einer gestrickten Masche endet...
Rückreihen werden (bis auf Randmaschen und die zweite, dritte, zweit- und drittletzte Masche)  links gestrickt. Immer so weiter bis die Fersenwand die gewünschte Länge hat.
Wer mag, kann die Streifen auf der Fersenwand vermeiden und einen Gitter-Effekt erzielen, wenn man in jeder zweiten Rechtsreihe die Maschen, die man in der vorhergehenden Rechtsreihe gestrickt hat abhebt und die Maschen, die man abgehoben hat, strickt...das geht auch mit einer geraden Maschenzahl.


Ich stricken die Fersenwand immer etwas zu lang...wohl auch, weil sich sonst die Socke im Schuh gerade über der verstärkten Stelle durchwetzt. Das ist aber kein Problem, weil nach der Ferse (also Fersenwand in der gewünschten Länge, dann Maschenzahl durch drei geteilt und jeweils eine Masche der äusseren Drittel mit der letzten Masche des mittleren Drittels zusammengestrickt, bis nur noch das mittlere Drittel übrig bleibt) die Maschen aus den Randmaschen aufgefasst und dann in den folgenden Runden auf beiden Seiten abgenommen werden...genau wie eventuell einige der "normalen" Maschen, falls die Füsse des Sockenträgers schmaler sind als die Fussknöchel, denn wenn der Fuss zu weit ist, reibt es im Schuh!



Zum Endspurt ging es auf den Löwenbräu-Keller, nein, nicht München, sondern Buttenheim, biermässig kein Vergleich!


Bei Mahr in Bamberg war dann der Fuss lang genug und ich konnte mit der Spitze beginnen...



....und machen Sie Sich keine Sorgen, natürlich habe ich nicht all diese Maschen an einem einzigen Tag gestrickt!

Beunruhigende Zeichen....



....neulich, vor dem Europäischen Parlament. Allen Lesern von Lemony Snickets "A Series of Unfortunate Events" wird diese Entdeckung grosse Sorgen bereiten.

Sollte Ihnen demnächst Ihr Europa-Abgeordneter begegnen, versuchen Sie bitte, einen Blick auf seine Fussknöchel zu erhaschen.

Sonntag, 29. Januar 2012

Das Geheimnis - Folge 3



Können Sie es auch nicht leiden, wenn sie bei einem Fernseh-Krimi schon vorher wissen, dass sich der Unhold mit einem Brett im Gebüsch versteckt hat und dem Helden, der gerade des Weges kommt, gleich eine überbraten wird?
Das Ganze begleitet von dramatischer, jetzt-passiert-gleich-was Musik, damit ich nicht vergesse, vom Strickzeug aufzublicken...

Das gestrickte Äquivalent kann ich Ihnen leider nicht ersparen...also, dramatische Musik an und ja, Es passiert genau das, was Sie schon längst geahnt haben, auf der anderen Seite des plastischen Zopfs wird ganz genau das gleiche gestrickt (gähn...), mit der winzigen Ausnahme, dass hier die Maschen am Ende nicht abgekettet werden...dafür geht es dann auch ganz langweilig weiter, dreiundzwanzig ermüdenden Reihen lang, bei mir in schwarz...


Endlich wird es ein wenig interessanter...eine neue Farbe (bei mir das Petrolgrün von Lana Grossa) und nicht mehr 84 Maschen, sondern 35 Mashen mehr, die man gleichmässig oder auch ungleichmässig zunimmt.

Dann die einzige Schwierigkeit, die Einteilung....
Hintere Mitte festlegen, dann: 3 rechts, 3 links, 6 rechts, 3 links, 6 rechts, 3 links, 6 rechts, Zopfmaschen (2 links, 9 rechts, 2 links), 6 rechts, 3 links, 6 rechts, 3 links (bei der mittleren Masche ist die vordere Mitte!) , 6 rechts, 3 links, 6 rechts, Zopfmaschen (2 links, 9 rechts, 2 links), 6 rechts, 3 links, 6 rechts, 3 links, 6 rechts, drei links und nochmal 3 rechts.

Die sechs rechten Maschen werden immer rechts gestrickt...die vier 6er Streifen vorne bleiben unverändert, von den anfänglich sieben 6er Streifen hinten verschwinden drei .

Die drei linken Maschen werden immer abwechselnd eine Reihe alle drei Maschen links, eine Reihe links-rechts-links gestrickt.

Bei den Zopfstreifen werden die zwei Maschen vor und die zwei Maschen nach dem Zopf immer links gestrickt. Bei dem eigentlichen Zopf werden die drei mittleren Maschen abwechselnd nach recht und links aussen gekreuzt, über die vorher aussen liegenden Maschen. Nach wievielen Reihen gekreuzt wird, das ist Geschmacksfrage. Auch wenn es viel Arbeit macht, sollte in recht kurzen Abständen gekreuzt werden, wegen der Harmonie mit dem plastischen Zopf am Umschlag.

Wadenkeil: Wie bei Trachtensocken sollte die Abnahme der Wadenform entsprechen...ich habe nach 22 Reihen begonnen, den Streifen in der hinteren Mitte verschwinden zu lassen...dabei sollten die Abnahmen "gerichtet" erfolgen (d.h. am Beginn des Streifens eine Masche abheben, eine stricken, abgehobene Masche darüberziehen und am Ende des Streifens zwei Maschen rechts zusammenstricken, das ergibt einen glatten Rand des Streifens). Ich habe die Abnahmen in jeder fünften Reihe gemacht. Als vom Streifen in der hinteren Mitte noch zwei Maschen übrig waren, habe ich einmal je zwei Maschen der drei Maschen breiten Links-Streifen zusammengestrickt, aber das ist reine Geschmackssache (Ziel war es, einen zu breiten Linsstreifen mit 6 Maschen über etliche Reihen zu vermeiden...bei meiner Methode war den Linksmaschen-Streifen dann nur 4 Maschen breit). Wenn der mittlere Streifen und die zwei Linksmaschen-Streifen, die ihn begrenzt haben, verschwunden sind, beginnen die Abnahmen an den Aussenseiten des jetzt die hintere Mitte bildenden 12 rechte Maschen breiten Streifen...die Abnahmen gehen weiter, allerdings werden von den jeweils 3 Maschen an der Aussenseite dieses Streifens dann nur insgesamt 3 Maschen abgenommen, damit die Rückseite des Strumpfes nach der Wade genauso aussieht wie die Vorderseite....

Klingt kompliziert, ist aber auf dem wiedergefundenen Foto recht gut zu sehen.

Für die Zielgerade sind jetzt noch 84 Maschen auf der Nadel, was viel erscheinen mag, aber bei Brettstrickern mit 2,25er Nadeln und wegen des recht eng gekreuzten Zopfs auf beiden Seiten ist das schon richtig.