Samstag, 16. Januar 2010

Die Anatomie der männlichen Trachtensocke

Achtung: dieser Beitrag ist durchaus nicht jugendgefährdend...sondern ehr langweilig.


Der Anfang

Wahlweise:

  • ein Umschlag (wie auf dem Bild)
  • Ein doppelter Rand - der Umbruch wird durch wahlweise eine Lochreihe („Mäusezähnchenrand“) oder eine Reihe linker Maschen erreicht
  • Ein langes geripptes Bündchen, das bis über das Knie reicht, für sogenannte Bundhosenstrümpfe. Wurde besonders gerne in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts getragen, am liebsten in knallrot als Kontrast zur schlammfarbenen Wander-Kniebundhose aus Cordsamt.

Während die Strümpfe mit doppeltem Rand nie falsch sind, sind Bundhosen-Strümpfe wie der Name schon sagt nur zu Hosen geeignet, die das Knie bedecken. Schliesslich sind Overknees bei den meisten Männern nur bedingt sexy. Strümpfe mit Umschlag kommen nur bei kurzen Hosen richtig zur Geltung. Deshalb hat sich der Herr, dem ich die Strümpfe mit dem karierten Umschlag gestrickt habe auch extra die passende kurze Lederhose gekauft (was ich sehr lobenswert finde!).



Nach dem Umschlag stricke ich gerne einige Zentimeter im Bündchenmuster, mit einer linken und einer rechts verschränkten Masche. Das gibt Halt und es geht schnell, denn schon jetzt mit dem eigentlichen Muster anzufangen wäre vergebene Liebesmüh, denn dieser Teil des Strumpfes verschwindet unter dem Umschlag.



Welchen Anfang man auch wählt, wichtig ist neben der Zierde auch der Halt. Trachtenstrümpfe sind knielang und sitzen stramm am Bein, damit das Muster gut zur Geltung kommt – sie hängen keinesfalls auf Halbmast oder schlabbern um die Knöchel.

Der Wadenkeil

Gleich nach dem Bündchen sollten bei Zugmaschen-Mustern einige Maschen zugenommen werden, da diese Muster sich stark zusammenziehen. Hier beginnt auch gleich der Wadenkeil, mit etwa zwei Dritteln seiner maximalen Breite...das gibt zusätzlichen Halt, die Schwerkraft ist bekanntlich die Feindin jedes Strumpfes und jeder Socke.
Abgesehen von diesem praktischen Aspekt ist der Wadenkeil die Zierde des Strumpfes und diente ursprünglich dazu, die stramme Wade zu betonen und die mickrige Wade strammer erscheinen zu lassen. Angeblich wurde zu diesem Zweck früher sogar manchmal für diesen Teil des Strumpfes dickere Wolle verwendet. Bei meinen Recherchen habe ich gesehen, dass ein Münchner Anbieter von Lederhosen sogar eine Art Mogel-Wadl erfunden hat, welches, zwischen Bein und Strumpf geschoben, einfach mehr hermacht! Das wäre sicher auch eine Lösung, wenn der schöne Strumpf um die Wade zu weit geraten ist, als Alternative zum Auftrennen des mühsam und kunstvoll gestrickten Wadenkeils.
Bei Damen und Kindern beginnt der Wadenkeil übrigens bei seiner Maximal-Breite und alle Wadenkeile sind im unteren Drittel des Beins völlig verschwunden. Die Abnahme der Maschen orientiert sich im Idealfall an der Form der Wade.



Der Strumpfzwickel

Zweifellos die Königsdisziplin des Trachtensockenstrickens. Dieses Teil sitzt seitlich, etwa fünf-Finger-breit über dem Knöchel und verbreitert sich leicht in Richtung Schienbein und Ferse. Habe ich noch nicht gestrickt und Anleitungen bisher nur im Buch „Bäuerliches Stricken“ gesehen. Steht aber auf meiner do-liste!

Der Fuss

Ferse und Fuss werden ganz normal gestrickt – bei mir Käppchen-Ferse, anfangs mit Beilauf-Faden, später habe ich die Verstärkung durch ein gestricktes Gittermuster gefunden, die mir besser gefällt. An welcher Stelle des Fusses das Muster aufhört ist Geschmackssache und hängt auch nicht zuletzt von den getragenen Schuhen ab. Einerseits reiben glatt gestrickte Socken weniger, andererseits finde ich es nicht schön, wenn das Muster zu früh endet.



Nachtrag

Als Material finde ich 4-fädige Sockenwolle am besten, bei dickerer Wolle könnte ich nicht genug Muster unterbringen. Ich stricke die Strümpfe am liebsten mit 2,25er Nadeln.
Die Farbe ist Geschmackssache, allerdings musste ich leidvoll feststellen, dass Zugmaschenmuster nur bei sehr hellem Grau schön plastisch wirken und dunklere Farben viel Muster „schlucken“.

Auf alten Abbildungen findet man durchaus auch andere Farben - vor allem wollweiss, rot, blau, grün, bräunlich...allgemein sind Zugmaschen-, Zopf- und andere plastische Muster am häufigsten, Lochmuster werden kaum verwendet, andersfarbige Zierstickereien und farblich betonte Strumpfzwickel kommen auch vor. Leider sind die Muster der Strümpfe auf den meisten Abbildungen nur angedeutet und nicht klar genug zu erkennen, als dass es möglich wäre, sie nachzustricken...

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